Köln (Westwaggon)
Auf dem Werksgelände der „Westwaggon“ AG wurde im September 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet. Die etwa 200 Häftlinge mussten in täglichen 12-Stunden-Schichten in den Waggonfabriken arbeiten. Ende Oktober 1944 wurden sie in einem Luftschutzkeller unterhalb der Werkshalle untergebracht, in dem weder Bettgestelle noch Fenster oder Toiletten vorhanden waren. Im März 1945 erfolgte die Rückverlegung nach Buchenwald.
Historische Situation
Bezeichnung
keine Informationen
Standort
Das Firmengelände befand sich an der Deutz-Mülheimer-Straße 131.
Unternehmen
Auftraggeber war die Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG „Westwaggon“, die während des Krieges unter anderem Teile für Panzer und U-Boote produzierte. Dafür wurden auf dem Werksgelände mehrere Zwangsarbeiterlager und ein „Arbeitserziehungslager“ sowie im September 1944 ein KZ-Außenlager eingerichtet.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten in täglichen 12-Stunden-Schichten in den Waggonfabriken arbeiten, einige auch in Sprengkommandos sowie am Militärflughafen Köln-Ostheim.
Gegründet
27. September 1944
Aufgelöst
15. März 1945
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
200
Die Mehrheit der 200 Häftlinge stammte aus der Sowjetunion, hinzu kamen Männer aus Polen, Frankreich, Niederlande und einige wenige Häftlinge aus Deutschland. Während eines Bombenangriffs am 28. Oktober 1944 kam ein Häftling ums Leben, zahlreiche weitere wurden als „arbeitsunfähig“ nach Buchenwald deportiert. Mindestens 65 Häftlinge konnten im Chaos der letzten Kriegswochen fliehen. Etwa die Hälfte der ursprünglich 200 Häftlinge wurde im März 1945 nach Buchenwald zurück verlegt.
Unterbringung
Die Häftlinge waren in einem Steingebäude auf dem Firmengelände untergebracht. Die hygienischen Bedingungen verschlechterten sich gegen Kriegsende immer mehr, ab Oktober 1944 gab es kein Wasser und keinen Strom mehr. Nach dem Luftangriff am 28. Oktober wurden die Häftlinge in einem Luftschutzkeller unterhalb der Werkshalle untergebracht, in dem weder Bettgestelle noch Fenster oder Toiletten vorhanden waren.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Die Firma „Westwaggon“ wurde nach dem Krieg von der Klöckner-Humboldt-Deutz AG (heute Deutz AG) übernommen. Im Kölner Stadtgebiet gibt es mehrere Gedenkzeichen für ehemalige Außenlager, darunter eine 1990 angebrachte Gedenktafel an der Fußgängerunterführung Bahnhof Köln-Deutz.
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Aders, Gebhard: Die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz AG im Zweiten Weltkrieg, in: Rechtsrheinisches Köln, 14 (1988), S. 89-143 und 15 (1989), S. 129-176.
Fings, Karola: Messelager Köln. Ein KZ-Außenlager im Zentrum der Stadt, Köln 1996, S. 149ff.
Fings, Karola: Köln-Deutz („Köln-Westwaggon“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 473ff.
Störiko, Adolf: Geschichte der „Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG“ Köln-Deutz ('Westwaggon'), in: Jahrbuch für Eisenbahngeschichte, 7 (1973), S. 26-66.