Wansleben

Ab März 1944 mussten bis zu 1.977 KZ-Häftlinge im Außenlager Wansleben Zwangsarbeit leisten. Sie wurden für Bau- und Montagearbeiten in Schächten sowie zur Produktion von Flugzeug- und Raketenteilen eingesetzt. Mindestens 35 Häftlinge starben durch Krankheiten, Unfälle, Misshandlungen oder Hinrichtungen. Die überlebenden Häftlinge wurden im April 1945 nach einem Todesmarsch von US-Truppen befreit. Seit 2007 setzt sich der „Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.“ für die Einrichtung eines angemessenen Gedenkortes ein.

Historische Situation

Bezeichnung

Verschiedene Decknamen, u.a. „Wilhelm“, „Biber II“ und „A VI“ (Bezeichnung des verantwortlichen SS-Führungsstabes).

Unternehmen

Beteiligte Unternehmen waren die Christian Mansfeld GmbH Leipzig-Engelsdorf, Mechanik GmbH Rochlitz, Firma Kranz Leipzig, Firma Gerhard & König, Schachtbau AG Nordhausen und die Firma Mansfeld-Werk Prenzlau.

Zwangsarbeit

Das Außenlager bestand aus den Kommandos „Wilhelm“ am Schacht Neumansfeld (ca. 400 Häftlinge) und „Biber II“ am Schacht Georgi (ca. 1.500 Häftlinge). Die Gefangenen mussten bei Bau- und Montagearbeiten für die Errichtung von Produktionshallen unter Tage sowie bei der Produktion von Flugzeug- und Raketenteilen arbeiten.

Gegründet

13. März 1944

Aufgelöst

12. April 1945

Die ersten Häftlinge wurden laut Transportliste am 13. März 1944 in Waggons verladen und kurz darauf erstmals zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

1.977

Das Lager wurde mit 300 männlichen Häftlingen eingerichtet. Die Höchstbelegung wurde laut der Zählliste des SS-Hauptsturmführers Schiedlausky am 31. Januar 1945 mit 1.977 Häftlingen erreicht. Sie kamen aus zahlreichen Ländern, unter ihnen waren Albanier, Belgier, Dänen, Deutsche, Franzosen, Griechen, Italiener, Jugoslawen, Kroaten, Letten, Litauer, Niederländer, Polen, Portugiesen, Russen, Serben, Spanier, Tschechen, Ungarn und Staatenlose. Es erfolgten mehrere Hinrichtungen von Häftlingen öffentlich in der Werkshalle. Zahlreiche weitere Häftlinge starben durch Krankheiten, Unfälle oder Misshandlungen. Insgesamt starben mindestens 35 Häftlinge.
Die überlebenden Häftlinge wurden am 11. und 12. April 1945 auf einen Todesmarsch getrieben und am 14. April bei Hinsdorf von amerikanischen Truppen befreit. Mehrere Opfer des Todesmarsches sollen laut Zeugenaussagen später auf dem Ehrenfriedhof in Köthen beigesetzt worden sein.

Dokumente

Reste der unterirdischen Produktionsstätten im Schacht Georgi, um 1950.
Reste der unterirdischen Produktionsstätten im Schacht Georgi, um 1950.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.46095606 11.75923347 O Am Schacht Georgi, Wansleben 11/2012 © Herbert Naumann
51.46095606 11.75923347 O
Am Schacht Georgi, Wansleben
11/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

Bereits 1946 wurde vom Mansfelder Seekreis ein Mahnmal mit den Namen deutscher Konzentrationslager auf dem Wanslebener Dorfplatz eingerichtet, das jedoch keinen direkten Bezug zum Außenlager herstellte. Mehrere früher zum Lager gehörende Gebäude sind noch vorhanden, sie werden unter anderem vom Kaliwerk Teutschenthal und vom Staatlichen Amt für Umweltschutz genutzt. Seit 2007 setzt sich der „Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.“ für die Einrichtung eines angemessenen Gedenkortes ein. Noch bestehende Gebäude wurden saniert und eine Ausstellung erarbeitet. Nach Absprache werden Rundgänge angeboten (siehe Kontakt).

Kontakt vor Ort

Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V. Pumpstation 1a 06317 Seegebiet Mansfelder Land

Telefon: 0171 4446592 E-Mail: info@kz-wansleben.de Internet: www.kz-wansleben.de

Dokumente

Das Mahnmal auf dem Wanslebener Dorfplatz (Foto: Rolf-Dieter Werner).
Das Mahnmal auf dem Wanslebener Dorfplatz (Foto: Rolf-Dieter Werner).
Der Zustand des ehemaligen Lagergeländes im Jahr 2006 (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Der Zustand des ehemaligen Lagergeländes im Jahr 2006 (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Bauarbeiten am ehemaligen Fördermaschinenhaus (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Bauarbeiten am ehemaligen Fördermaschinenhaus (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Der heutige Zustand des ehemaligen Maschinenhauses (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Der heutige Zustand des ehemaligen Maschinenhauses (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Der heutige Zustand des ehemaligen Maschinenhauses (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).
Der heutige Zustand des ehemaligen Maschinenhauses (Foto: Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Neu-Mansfeld/Georgi e.V.).

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

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Literatur

Biedermann, Charles-Claude: Wansleben, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 597ff.

Verein zur Aufarbeitung der NS-Gewaltherrschaft Mansfelder Land/Salzbergwerk Neu-Mansfeld/Georgi e.V. (Hrsg.): KZ Buchenwald - Außenlager Wansleben am See (März 1944 bis April 1945). Zusammengestellt und bearbeitet von Dr. habil. Hartmut Lauenroth, o.O. 2009.