Weimar
Im Februar 1942 richtete die SS für die Weimarer Gustloff-Werke ein Außenlager ein. Bis zu 2.270 Häftlinge mussten in der Fabrik an der heutigen Kromsdorfer Straße Zwangsarbeit leisten. Im Februar 1945 wurde das Werk durch einen Luftangriff zerstört, bei dem über 350 Häftlinge starben und viele weitere verwundet wurden. In der Folge wurden die Überlebenden bis Anfang April nach Buchenwald zurück verlegt. Insgesamt kamen mindestens 426 Häftlinge im Werk ums Leben.
Historische Situation
Bezeichnung
keine Informationen
Standort
Das Lager befand sich beim Gustloff-Werk an der heutigen Kromsdorfer Straße. Eine Zweigstelle wurde 1944 in Weimar Nord etwas oberhalb der Bahnlinie eingerichtet, an der heutigen Straße Dürrenbacher Hütte.
Unternehmen
Gustloff-Werk I (Fritz-Sauckel-Werk)
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten in der Waffenfabrik, der Werkzeugmaschinenfabrik sowie im allgemeinen Betrieb der Gustloff-Werke arbeiten. Die Tag- und Nachtschichten dauerten jeweils zehn bis zwölf Stunden. Je nach Arbeitsleistung erhielten sie Prämien oder Strafen, wie zusätzliche Arbeiten oder Essensentzug.
Gegründet
16. Februar 1942
Aufgelöst
4. April 1945
Ab März 1942 wurden zunehmend Häftlinge aus Buchenwald in Tageskommandos in Weimar eingesetzt, unter anderem für Bau- und Räumungsarbeiten. Nur bei einem Arbeitskommando handelte es sich jedoch um ein eigenständiges Außenlager, von dem die Häftlinge nicht abends wieder nach Buchenwald zurückkehrten. Es wurde am 16. Februar 1942 beim Gustloff-Werk I (Fritz-Sauckel-Werk) eingerichtet. Eine Zweigstelle entstand am 17. April 1944 an der Dürrenbacher Hütte. Beide Standorte wurden infolge von Bombenangriffen im Zeitraum von Februar bis April 1945 wieder geschlossen.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
2.270
Die Zahl der Häftlinge blieb bis Oktober 1943 unter 100, stieg dann aber sprunghaft auf 349 an. Dieser Anstieg setzte sich weiter fort, bis am 21. Januar 1945 die Höchstbelegung von 2.270 Häftlingen verzeichnet wurde. Es handelte sich um US-Amerikaner, Belgier, Bulgaren, Deutsche, Franzosen, Griechen, Niederländer, Italiener, Jugoslawen, Litauer, Polen, Russen, Schweizer, Spanier, Tschechen und Staatenlose. In der Zweigstelle Dürrenbacher Hütte wurden ab April 1944 mindestens 17 Häftlinge eingesetzt. Sie stammten unter anderem aus Polen, Frankreich, Russland und Tschechien (Kategorie „Polit. F./R./T.“). Unter den Häftlingen waren neben politischen Gefangenen auch von der SS als „arbeitsscheu“ und als „Berufsverbrecher“ kategorisierte Menschen.
Am 9. Februar 1945 wurde das Gustloff-Werk I durch einen Luftangriff zerstört, bei dem über 350 Häftlinge starben und viele weitere verwundet wurden. In der Folge wurden die Überlebenden bis Anfang April nach Buchenwald zurück verlegt. Insgesamt kamen mindestens 426 Häftlinge im Werk ums Leben.
Unterbringung
Die Häftlinge waren in zwei Barackenlagern am Werk untergebracht.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Während der DDR-Zeit wurde das ehemalige Lagergelände zu einem Betrieb für Landmaschinen. In der Nähe des ehemaligen Werkseingangs in der Kromsdorfer Straße wurde 1956 ein Gedenkstein für die „Verschleppten aller Nationen die während des Bombenangriffs am 9. Februar 1945 in Weimar umkamen“ errichtet. Das Außenlager wird auf der Tafel nicht erwähnt. Mehrere Weimarer Initiativen setzen sich daher für die Anbringung einer zusätzlichen Hinweistafel ein.
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Förderverein Buchenwald
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Literatur
Biedermann, Charles-Claude: Weimar (Gustloff-Werk I/Fritz-Sauckel-Werk), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 602ff.
Biedermann, Charles-Claude: Weimar (Gustloff-Werke Dürrenbacher Hütte), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 605f.
Schley, Jens: Nachbar Buchenwald. Die Stadt Weimar und ihr Konzentrationslager 1937-1945, Köln 1999.
Andere Quellen
Weitere Informationen zum Außenlager, insbesondere zur Geschichte des Fritz-Sauckel-Werks, finden sich im Stadtplan „Weimar im NS“: https://www.weimar-im-ns.de/ort15.php