Bernburg-Leau (Frauen)

Bereits seit April 1944 bestand das Außenlager Bernburg-Leau (Männer). Da Ersatz für die umgekommenen männlichen Häftlinge kaum noch verfügbar war, forderte das Ingeneurbüro Schlempp Anfang 1945 weibliche Arbeitskräfte an. Im Februar 1945 verlegte die SS daher 180 ungarische Jüdinnen nach Bernburg. Auch sie mussten Zwangsarbeit bei der Untertageverlagerung der Junkers-Werke leisten. Im April 1945 wurden die Gefangenen auf einen Todesmarsch getrieben und nach drei Tagen von Truppen der US-Armee befreit.

Historische Situation

Bezeichnung

„Lager Leau“, Tarnbezeichnung „Leopard“

Standort

Die Arbeitsstätten befanden sich in der Nähe von Bernburg-Plömnitz, in mehreren stillgelegten Schächten der Allgemeinen Solvay-Werke Bernburg.

Unternehmen

Auftraggeber waren die Junkers Flugzeugwerke (Zweigwerk Bernburg) sowie als Verantwortliche für die Durchführung des Bauvorhabens das Ingeneurbüro Schlempp.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge mussten, bewacht von der SS, in mehreren ehemaligen Steinsalzschächten in Plömnitz und Peißen schwere Beton- und Transportarbeiten ausführen. Dorthin sollte für das Junkers-Zweigwerk Bernburg die Produktion des „Volksjägers“ He 162 verlegt werden.

Gegründet

21. Februar 1945

Aufgelöst

12. April 1945

Das Frauen-Außenlager wurde zusätzlich zum bereits bestehenden Männerlager am 21. Februar 1945 eingerichtet.

Häftlinge

Frauenlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

180

Da Ersatz für die umgekommenen männlichen Häftlinge des Außenlagers Bernburg-Leau kaum noch verfügbar war, forderte das Ingeneurbüro Schlempp Anfang 1945 weibliche Arbeitskräfte an. Am 21. Februar 1945 verlegte die SS daher 180 ungarische Jüdinnen aus dem Außenlager Leipzig-Schönau nach Bernburg und richtete vor Ort zusätzlich ein Frauenlager ein. Die Frauen waren im August 1944 aus dem KZ Stutthof nach Leipzig gebracht worden und hatten dort bereits sechs Monate Zwangsarbeit leisten müssen, weshalb viele von ihnen von Anfang an völlig entkräftet und ausgezehrt waren. Todesfälle unter den Frauen vor Ort sind nicht dokumentiert.
Beide Außenlager wurde am 12. April 1945 aufgelöst und die Männer und Frauen auf einen Todesmarsch getrieben. Eine unbekannte Anzahl Häftlinge kam auf dem Marsch ums Leben, einige von ihnen sind auf dem Friedhof in Weißandt-Gölzau bestattet. Die Übrigen wurden drei Tage später bei Hinsdorf von Truppen der US-Armee befreit.

Unterbringung

Die Häftlinge waren in Baracken am Ortsrand von Leau untergebracht. Täglich legten sie zu Fuß den zwei Kilometer langen Weg zwischen Lager und Grube zurück.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.73483266 11.79025859 NO Leauer Siedlung, Leau 11/2012 © Herbert Naumann
51.73483266 11.79025859 NO
Leauer Siedlung, Leau
11/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

Einige ehemalige Baracken, die massiv aus Ziegelbausteinen errichtet wurden, stehen noch heute und sind zu Einfamilienhäusern umgebaut worden. Die Schächte wurden in den 1970er Jahren geflutet. Auf dem Friedhof in Leau gibt es einen zu DDR-Zeiten errichteten Gedenkstein („Sowjetisches Ehrenmal“) für die Opfer des Außenlagers.

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

Bitte addieren Sie 8 und 7.

Literatur

Erbring, Wolfgang: Und um uns die dunkle Nacht, 2. Auflage, Baalberge 2011.

Seidel, Irmgard: Bernburg/Plömnitz („Leopard“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 392f.

Schuster, Michael: Schacht Plömnitz – Dunkle Schatten auf weißem Salz, Baalberge 2012.

Wussow, Christian: Plömnitz („Leopard“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 546-549.