Billroda

Im SS-Sonderlager Billroda „Schacht Burggraf“ mussten ab November 1944 mindestens 500 KZ-Häftlinge aus Buchenwald für die Rüstungsindustrie Zwangsarbeit leisten. Untergebracht waren sie an verschiedensten Orten in Bernsdorf und Billroda, unter anderem in Baracken, Scheunen, einem ehemaligen Gasthof sowie im Kino. Nach Berichten kamen mindestens 20 Häftlinge ums Leben. Heute erinnert ein Gedenkstein vor Ort an das Geschehene.

Historische Situation

Bezeichnung

SS-Sonderlager Billroda „Schacht Burggraf“, Gustloff-Werke III

Standort

Die Standorte des Lagers befanden sich in den Gemeinden Billroda und Kahlwinkel/Bernsdorf, heute Ortsteile der Gemeinde Finne und Finneland. Das Hauptlager befand sich am Ortsausgang Bernsdorf, Richtung Kühler Brunnen (am Gasthof Tauhardt). Die Unterbringung erfolgte aber auch in Gebäuden in Bernsdorf und Billroda sowie Baracken am Schacht Burggraf. Der Arbeitseinsatz erfolgte im ehemaligen Salzschacht „Burggraf“, heute VNG (Verbundnetz Gas AG), Untergrundspeicher Billroda.

Unternehmen

Die Zwangsarbeit erfolgte im Auftrag der Gustloff-Werke sowie einheimischer Kleinbetriebe.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge wurden zur Waffenproduktion eingesetzt, für Bauarbeiten, die Verlegung von Gleisen und die Wartung von Maschinen.

Gegründet

November 1944

Aufgelöst

8. April 1945

Das Lager bestand mindestens ab November 1944 bis zur Verlegung der Häftlinge nach Buchenwald am 7. oder 8. April 1945.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

500

Vor Ort befanden sich mindestens 500 männliche KZ-Häftlinge, überwiegend aus der Sowjetunion, Frankreich, Polen und Deutschland, darüber hinaus Gestapo-Häftlinge und Kriegsgefangene, die nicht in Verbindung mit dem KZ Buchenwald standen. Nach Berichten ehemaliger Gefangener kamen mindestens 20 KZ-Häftlinge in Billroda ums Leben.
Am 7. oder 8. April 1945 mussten sie auf Marsch nach Buchenwald gehen. Unterwegs erfolgte ein Bombenangriff durch Alliierte, dabei kam es zu Todesfällen unter Häftlingen und Bewachung. Die überlebenden Häftlinge nahmen an der Befreiung Buchenwalds am 11. April 1945 teil.

Unterbringung

Die Häftlinge waren in Barackenlagern, in einer Scheune, in einem ehemaligen Gasthof (Gasthof Weißenborn) und im Kino Billroda untergebracht. Neben der Zwangsarbeit prägte ein ständiger Mangel an Decken und ausreichender Nahrung den Alltag der Häftlinge.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.20168721 11.45849347 NW Dorfstraße, Billroda 11/2012 © Herbert Naumann
51.20168721 11.45849347 NW
Dorfstraße, Billroda
11/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

Der Schacht Burggraf wurde in den 1960er Jahren geschlossen und fast alle zum ehemaligen Außenlager gehörenden Gebäude abgerissen. Seit 2006 befindet sich ein Gedenkstein mit Gedenkplatte und einer Hinweistafel nahe dem ehemaligen Schacht Burggraf. Auf dem Friedhof Billroda gibt es eine Grabstätte, die zu DDR-Zeiten als Grabstätte zweier lettischer KZ-Häftlinge galt. Diese kamen jedoch erst am 28. April 1945 zu Tode und erscheinen beide nicht in Häftlingslisten, so dass bisher nicht auszuschließen ist, dass es sich nicht um Häftlinge des Außenlagers, sondern um Zwangsarbeiter aus der örtlichen Landwirtschaft handeln könnte.

Dokumente

Die Hinweistafel in Billroda.
Die Hinweistafel in Billroda.

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

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Literatur

Neustadt, Esther: Billroda, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 393ff.

Andere Quellen

Im Archiv der Gedenkstätte Buchenwald ist eine Schülerarbeit aus dem Jahr 2006 zum Thema verfügbar: Gorki / Hötzelt (u.a.): Der Schacht Burggraf in Billroda. Ein Außenkommando des KL Buchenwald, Schülerarbeit, Schulpforta 2006.