Dortmund (Hüttenverein)

Ab September 1944 befand sich auf dem Gelände der „Dortmund-Hoerder Hüttenverein AG“ ein Frauen-Außenlager des KZ Buchenwald. Bis zu 800 Häftlinge, hauptsächlich Polinnen, mussten dort in der Munitionsproduktion Zwangsarbeit leisten. Mindestens zehn Frauen kamen ums Leben. Mitte März 1945 wurde das Lager aufgelöst und die verbliebenen Häftlinge nach Bergen-Belsen verlegt.

Historische Situation

Bezeichnung

Frauenaußenlager Dortmund-Hoerder Hüttenverein AG

Unternehmen

Dortmund-Hoerder Hüttenverein AG

Zwangsarbeit

Die Frauen wurden zur Arbeit in der Munitionsproduktion eingesetzt, hauptsächlich mussten sie Bomben und Geschosse herstellen. Auf Grund fehlender Arbeitsschutzvorrichtungen kam es zu zahlreichen Arbeitsunfällen und gesundheitlichen Folgeschäden durch giftige Dämpfe.

Gegründet

29. September 1944

Aufgelöst

16. März 1945

Häftlinge

Frauenlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

800

Das Außenlager wurde Ende September 1944 mit 400 polnischen Frauen aus dem KZ Ravensbrück eingerichtet, die fast alle zuvor den Warschauer Aufstand überlebt hatten und als politische Gefangene kategorisiert waren. Die Zahl der Insassinnen stieg in der Folgezeit auf fast das Doppelte, darunter vowiegend Russinnen und Polinnen, aber auch Deutsche, Kroatinnen, Jugoslawinnen, Ungarinnen, Französinnen sowie je eine Frau aus Belgien, Holland, Litauen, der Tschechoslowakei und Italien. Unter dem Gefangenen waren auch etwa 21 Jüdinnen sowie einige von der SS als „Asoziale“ oder „Kriminelle“ kategorisierte Frauen. Die jüngsten Insassinnen waren vermutlich 13 Jahre alt. Mindestens zehn Frauen kamen ums Leben, zahlreiche weitere trugen durch Hunger, Krankheiten und Misshandlungen lebenslange Folgeschäden davon. Im März 1945 wurden die verbliebenen Häftlinge nach Bergen-Belsen gebracht, nur etwa die Hälfte von ihnen erlebte die Befreiung am 15. April 1945.

Unterbringung

Die Frauen waren in einem Steingebäude untergebracht, das von SS- und Wehrmachtsangehörigen bewacht wurde. Von dort aus wurden sie über einen unterirdischen Tunnel zur Munitionsfabrik gebracht, sodass sie kaum ans Tageslicht kamen. Bis Mitte November 1944 gab es keine ärztliche Versorgung.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.51903478 7.43078314 NO Huckarder Straße 111, Dortmund 08/2012 © Herbert Naumann
51.51903478 7.43078314 NO
Huckarder Straße 111, Dortmund
08/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

In dem Gebäude befindet sich heute eine Ausbildungsstätte der Handwerkskammer Dortmund. Eine Gedenktafel kennzeichnet den Ort des ehemaligen Außenlagers. In einem Schulungsraum erinnern ein Denkmal der Künstlerin Anette Seiler und eine kleine Dokumentation der Geschichtswerkstatt Dortmund an das Schicksal der gefangenen Frauen. In der Dortmunder Steinwache ist seit 1992 die Ausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933 - 1945“ zu sehen.

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

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Literatur

Müller, Hans: „Wir haben verziehen aber nicht vergessen...“. Das KZ-Außenlager Buchenwald in Dortmund, Dortmund 1994.

Seidel, Irmgard: Dortmund (Hüttenverein AG), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 416ff.