Düsseldorf („Berta“)

Unter dem Decknamen „Berta“ richtete die SS Anfang November 1943 in den Hallen der Rheinmetall Borsig AG in Düsseldorf ein Außenlager ein. Die bis zu 662 männlichen Häftlinge mussten in der Produktion von Raketenteilen arbeiten. Mindestens 25 Menschen kamen ums Leben. Anfang März 1945 wurde das Lager aufgelöst und die überlebenden Häftlinge zurück nach Buchenwald getrieben.

Historische Situation

Bezeichnung

„Männeraußenlager Rheinmetall-Borsig AG, Düsseldorf“, Deckname „Berta“

Standort

Das Außenlager befand sich in Werkshallen der Rheinmetall Borsig AG, am Gelände der ehemaligen Lokomotivfabrik „Hohenzollern“.

Unternehmen

Rheinmetall Borsig

Zwangsarbeit

Die Häftlinge mussten in der Produktion von Raketenteilen arbeiten. Einige waren auch für den Bau von Werkshallen und Splitterschutzgräben eingeteilt.

Gegründet

1. November 1943

Aufgelöst

3. März 1945

Das Lager gehörte vom 1. November 1943 bis 17. Mai 1944 zur III. SS-Baubrigade. Ab dem 17. Mai 1944 wurde es als Außenlager dem KZ Buchenwald unterstellt.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

662

Das Lager wurde im November 1943 mit 94 Häftlingen eingerichtet. Im Juni 1944 waren 333 Häftlinge im Lager, bis 29. September 1944 war diese Zahl auf 662 gewachsen. Die Häftlinge kamen überwiegend aus Osteuropa, aus Russland, Polen, Tschechien, der Ukraine, Litauen und Jugoslawien. Hinzu kamen einige wenige Italiener, Franzosen sowie aus politischen Gründen inhaftierte Deutsche. Am 13. Januar 1945 waren es noch 605, im März 1945 noch 603 Häftlinge.
Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Erst im Frühjahr 1944 wurden ein Waschraum und ein Krankenrevier eingerichtet. Auch Misshandlungen und Hinrichtungen durch die SS sind belegt. Mindestens 25 Häftlinge kamen im Lager „Berta“ ums Leben, viele weitere wurden als „arbeitsunfähig“ nach Buchenwald zurück deportiert.
Gegen Kriegsende wurden die übrigen Häftlinge ebenfalls ins Stammlager zurückverlegt. Der Abmarsch erfolgte am 3. März, die Ankunft in Buchenwald am 10. März 1945. Viele Häftlinge aus Düsseldorf wurden Ende März erneut auf einen Todesmarsch getrieben, diesmal von Buchenwald nach Flossenbürg, und am 23. April 1945 in Bayern befreit.

Unterbringung

Die Häftlinge waren in Baracken untergebracht.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.23449888 6.8271634 S Dinnendahlstraße, Düsseldorf 09/2012 © Herbert Naumann
51.23449888 6.8271634 S
Dinnendahlstraße, Düsseldorf
09/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

In Düsseldorf besteht seit 1987 eine Mahn- und Gedenkstätte, die allen Düsseldorfer Opfern des Nationalsozialismus gewidmet ist. Gemeinsam mit mehreren Düsseldorfer Schulen führte die Mahn- und Gedenkstätte 2017 das Projekt „Erinnerungszeichen KZ-Außenlager“ durch. Dabei übernahmen fünf Schulen aus der Nähe der historischen Standorte die Aufarbeitung je eines Lagers. Die Ergebnisse wurden auf einer Website veröffentlicht (www.kz-aussenlager-duesseldorf.de). Zudem entstanden während des Projekts einheitlich gestaltete Erinnerungszeichen, ein aus Kettengliedern bestehendes Tor mit einer ausgeschnittenen Häftlingsfigur, die an den ehemaligen Standorten der fünf Düsseldorfer Außenlager installiert wurden.

Kontakt vor Ort

Mahn-und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf Mühlenstraße 29 40213 Düsseldorf

Telefon: 0211 8996205 E-Mail: gedenkstaette@duesseldorf.de Internet: www.duesseldorf.de

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

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Bitte rechnen Sie 2 plus 7.

Literatur

Henkel, Peter: Die Düsseldorfer KZ-Außenlager. Der Einsatz von KZ-Häftlingen in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945. Kleine Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Düsseldorf 2016.

Leissa, Rafael R.: Düsseldorf („Berta“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 424ff.

Kussmann, Andreas: KZ-Außenkommandos und Gefangenenlager in Düsseldorf während des Zweiten Weltkrieges. Ein Forschungsbericht, in: Düsseldorfer Jahrbuch, 61 (1988), S. 175-193.