Elsnig

Im Oktober 1944 richtete die SS in Elsnig ein Außenlager mit 750 polnischen Jüdinnen aus dem KZ Bergen-Belsen ein. Auftraggeber war die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG. Mindestens drei Frauen kamen vor Ort ums Leben. Im April 1945 deportierte die SS die Häftlinge in Eisenbahnwaggons, die unterwegs im Bahnhof Seddin bombardiert wurden. Dabei wurden viele Frauen getötet. Danach überließen die Wachmannschaften die Häftlinge ihrem Schicksal.

Historische Situation

Bezeichnung

„Frauenaußenlager Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff AG (Wasag), Elsnig“, Werk „Vogelsang“

Standort

Das Lager befand sich vermutlich südlich der WASAG Elsnig, westlich der Butterstraße, südlich der Bahnstrecke Torgau-Pretzsch und östlich der Waldsiedlung Elsnig.

Unternehmen

Die Zwangsarbeit erfolgte für die Westfälisch-Anhaltische Sprengstoff-Aktiengesellschaft (Wasag), Chemische Fabriken, Werk Elsnig, eine der größten Sprengstoff- und Munitionsfabriken Deutschlands bis 1945.

Zwangsarbeit

Die Frauen musste in 12-Stunden-Schichten Sprengstoffe herstellen und verfüllen. Durch den Umgang mit giftigen Chemikalien ohne Schutzausrüstung erlitten viele von ihnen dauerhafte Folgeschäden.

Gegründet

19. Oktober 1944

Aufgelöst

13. April 1945

Häftlinge

Frauenlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

750

Das Lager war mit maximal 750 Frauen belegt. Es handelte sich um polnische Jüdinnen, die teilweise bereits jahrelange Verfolgung hinter sich hatten. Ein großer Teil war zunächst in Ghettos in Polen eingesperrt und dann über Auschwitz und Bergen-Belsen nach Elsnig verschleppt worden. Mindestens drei Frauen kamen vor Ort ums Leben. Drei weitere wurden im Januar 1945 nach Bergen-Belsen deportiert, weil bei ihnen eine Schwangerschaft festgestellt wurde.
Am 13. April 1945 wurden die übrigen 747 Häftlinge in Eisenbahnwaggons verladen und in Richtung Ravensbrück befördert. Am 20. April 1945 geriet der Zug im Bahnhof Seddin in einen Luftangriff, dabei wurden viele Frauen getötet. Die genaue Zahl der Überlebenden ist nicht bekannt. In Seddin überließen die Wachmannschaften die Häftlinge ihrem Schicksal.

Unterbringung

Die Frauenwaren in einem etwa fußballfeldgroßen separaten Barackenlager untergebracht, das mit einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun umgeben war. Kommandoführer war SS-Oberscharführer Kurt Völker, Oberaufseherin Elfriede Schmeisser. Am 31. Dezember 1944 bestand die Bewachung aus 26 Aufseherinnen und 12 Mann SS-Wachmannschaft (zumeist Siebenbürger und Schwarzmeerdeutsche).

Dokumente

Luftbild der US Air Force vom 16. April 1945, am unteren Bildrand das ehemalige Lagergelände.
Luftbild der US Air Force vom 16. April 1945, am unteren Bildrand das ehemalige Lagergelände.

Heutige Situation

Unmittelbar nach der Auflösung des Lagers wurden die Baracken demontiert und der Standort wieder als Ackerfläche hergerichtet. Seitdem wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Vor Ort gibt es keine Gedenkzeichen.

Kontakt vor Ort

Dommitzscher Geschichtsverein e.V. / Stadt- und Heimatmuseum Dommitzsch

Internet: www.dommitzsch.de

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

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Literatur

Seidel, Irmgard: Elsnig, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 435f.

Andere Quellen

Das in der DDR von der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald herausgegebene „Buchenwaldheft“ Nr. 15 befasst sich mit dem Thema „Frauenaußenkommandos des KZ Buchenwald“.

Unter der lfd. Nr. 109, Häftlings-Nr. 38275, ist auf einer Transportliste nach Elsnig vom 1. November 1944 der Name Rachela Cyrlewicz aufgeführt. Die Erinnerungen von Rachela Cyrlewicz (später Rachela Kaufmann, geb. am 13. Dezember 1924), wurden als Buch veröffentlicht:
Struck, Gerda / Mulolli, Manfred / Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. (Hrsg.): Rachels Erinnerungen. Die Erinnerungen von Rachel Kaufmann an ihre Leidenszeit unter den Nationalsozialisten im Ghetto Lodz, im KZ Auschwitz, im KZ Bergen-Belsen und im Zwangsarbeiterlager Torgau, Bonn / Berlin 2002.