Essen (Schwarze Poth)
Die Bezeichnung des Essener Außenlagers „Schwarze Poth“ geht auf die Adresse Schwarze Poth 13 zurück, wo die SS-Verwaltung untergebracht war. Auftraggeber waren die SS-eigenen „Deutschen Erd- und Steinwerke“ (DESt). Die etwa 150 Häftlinge mussten ab Januar 1944 in der Schuttverwertung und bei der Beseitigung von Blindgängern arbeiten. Mindestens vier Todesfälle sind dokumentiert. Mitte März 1945 wurde das Lager aufgelöst. 2004 wurde eine Gedenktafel an einem Treppenaufgang zum Einkaufszentrum „City Center“ angebracht.
Historische Situation
Bezeichnung
„Männeraußenlager Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH (DESt), Essen (Schwarze Poth)“, die Bezeichnung „Schwarze Poth“ geht auf die Essener Adresse Schwarze Poth 13 zurück, wo die SS-Verwaltung untergebracht war.
Standort
Das Lager befand sich in Essen in der Viehofer Straße.
Unternehmen
Die Zwangsarbeit erfolgte für die SS-eigenen „Deutschen Erd- und Steinwerke“ (DESt).
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten in der Schuttverwertung für die Stadtverwaltung Essen und bei der Beseitigung von Blindgängern arbeiten.
Gegründet
2. Januar 1944
Aufgelöst
März 1945
Das Lager wird in den Quellen erstmals am 2. Januar 1944 als Kommando „Essen Schuttverwertung“ erwähnt. Es bestand zunächst als Nebenlager der Kölner III. SS-Baubrigade, ab 17. Mai 1944 als selbstständiges Außenlager des KZ Buchenwald.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
150
Im Januar 1944 wurde das Lager mit 20 Häftlingen eingerichtet, bis Juli 1944 stieg die Zahl auf 140 bis 150 Häftlinge. Darunter waren 90 Russen, 40 Polen, drei Deutsche, einige Franzosen, Niederländer, Belgier, Dänen und Luxemburger sowie Italiener, Tschechen und Jugoslawen.
Die Lebensbedingungen im Lager waren so hart, dass die Essener Stapo-Außenstelle in einem Bericht in Frage stellte, ob die geringe Arbeitsleistung der kranken und geschwächten Häftlinge den zur Bewachung notwendigen Personalaufwand rechtfertige. Mindestens sechs Todesfälle sind dokumentiert, die tatsächliche Zahl lag vermutlich höher. Das Lager wurde Mitte März 1945 aufgelöst und die Häftlinge nach Buchenwald rücküberstellt.
Unterbringung
Die Häftlinge waren zunächst in Baracken in der Nähe des Essener Polizeipräsidiums untergebracht, ab April 1944 in den Räumen der stark zerstörten Gaststätte Grinzing. Spätestens seit Sommer 1944 befanden sich die Häftlingsunterkunft, die SS-Wachen und die Arbeitsstätte auf einem umzäunten innerstädtischen Areal innerhalb der Straßen Schwarze Poth, Königstraße, Kirchstraße und Postallee.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

Schwarze Poth 13 / Tiefgarage Rathausgalerie, Essen
09/2012 © Herbert Naumann
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
2004 wurde eine Gedenktafel an einem Treppenaufgang zum Einkaufszentrum „City Center“ in der Nähe des heute vollständig überbauten Areals angebracht.
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Literatur
Fings, Karola: Krieg, Gesellschaft und KZ. Himmlers SS-Baubrigaden, Paderborn u.a. 2005, insb. S. 66-68.
Schmidt, Ernst: Essener Außenlager des KZ Buchenwald, in: Ders., Lichter in der Finsternis. Gegner und Verfolgte des Nationalsozialismus in Essen, Essen 2003, S. 328-360.
Zimmermann, Michael: Essen (Schwarze Poth), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 439-442.
Andere Quellen
Einige Unterlagen befinden sich im „Archiv Ernst Schmidt“ in Essen (Ruhrlandmuseum).