Hadmersleben

Im März 1944 richtete die SS in Hadmersleben eine Produktionsstätte für Flugzeugteile ein, die „Apparate-Gesellschaft Oschersleben“ (AGO). Über 1.400 Häftlinge mussten in einem stillgelegten Salzschacht Zwangsarbeit leisten. Mindestens 23 von ihnen starben auf Grund der menschenverachtenden Haftbedingungen oder wurden willkürlich hingerichtet. Im April 1945 trieb die SS die Überlebenden auf einen Todesmarsch, bei dem zahlreiche Häftlinge erschossen wurden. 1975 wurde auf dem Friedhof Hadmersleben ein Ehrenmal errichtet.

Historische Situation

Bezeichnung

„Männeraußenlager SS-Führungsstab A4, Hadmersleben“, Codename „Hs“, Decknamen der Kommandos „AGO“ und „Hans“

Standort

Das Lager wurde bei Hadmersleben in der Magdeburger Börde in den Steinsalz- und Kalischächten I und II vor der Stadt errichtet.

Unternehmen

In den Schächten der Firma Alkali-Werke GmbH Westeregeln entstand eine Produktionsstätte für Flugzeugteile, die Flugzeugwerke Apparate-Gesellschaft Oschersleben („AGO“). Das dazugehörige Kommando mit dem Codenamen „AGO“ arbeitete für den SS-Führungsstab A4. Das zweite Kommando „Hans“ arbeitete unter der Leitung des Ingenieurbüros Schlempp und der Siebenberg GmbH.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge mussten in einem stillgelegten Teil des Salzschachtes bis zu 13 Stunden täglich Flugzeugteile für das Turbinenflugzeug „Me 262“ der Firma Messerschmitt fertigen und montieren.

Gegründet

13. März 1944

Aufgelöst

10. April 1945

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

1.444

Am 13. Januar 1945 wurde die Höchstbelegung von 1.444 Häftlingen erreicht. Zum Zeitpunkt der Räumung Anfang April 1945 waren es noch 1.421 Häftlinge. Über die gesamte Zeit hinweg durchliefen 2.000 bis 2.500 Häftlinge das Lager, vor allem Franzosen, Italiener, Polen und Russen. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Schächten 400 Meter unter Tage waren katastrophal, die Todesrate auch im Vergleich zu anderen Außenlagern sehr hoch. Hinzu kamen Misshandlungen und Hinrichtungen durch die SS. Allein in der Woche vom 19. bis 25. März 1945 starben 66 Häftlinge.
Nach Lagerauflösung wurden die Häftlinge in mehreren Gruppen auf Todesmärsche getrieben, bei dem zahlreiche Häftlinge von SS-Mannschaften erschossen wurden. Einige Häftlinge wurden per Schiff in Richtung Tschechoslowakei gebracht und am 8. Mai 1945 bei Lobositz befreit.

Unterbringung

Zunächst waren die Häftlinge auf dem damaligen Gelände der Zuckerfabrik in Klein Oschersleben untergebracht. Das später von den Häftlingen eigenhändig errichtete Lager bestand aus zehn Baracken auf dem „Schützenplatz“, in denen bis zu 1.420 Häftlinge untergebracht waren.

Heutige Situation

Die Kalischächte wurden nach Kriegsende geflutet, die Gebäude über Tage verfielen. Eine ehemalige Häftlingsbaracke am Rande des Sportplatzes wurde später wieder aufgebaut und vom ansässigen Sport- und Taubenzüchterverein genutzt. Auf dem ehemaligen Werksgelände sind noch Überreste der Salz-Schachtanlagen, Halden etc. sichtbar. Auf dem Friedhof Hadmersleben befindet sich ein Ehrenmal, das 1975 anlässlich des 30. Jahrestages der Befreiung errichtet wurde. Im selben Jahr ließ die Stadtverwaltung auf dem ehemaligen Appelplatz ein Mahnmal und eine Gedenktafel errichten.

Kontakt vor Ort

Heimatstube / Bibliothek Hadmersleben Breiteweg 33 39387 Oschersleben, OT Hadmersleben

Telefon: 039408 312 E-Mail: stadtbibliothek@hadmersleben.eu

Dokumente

Das Ehrenmal auf dem Friedhof in Hadmersleben.
Das Ehrenmal auf dem Friedhof in Hadmersleben.

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Literatur

Weinmann, Martin (Hrsg.): Das nationalsozialistische Lagersystem (CCP), Frankfurt a.M. 1990 (kommentierter Nachdruck des „Catalogue of Camps and Prisons in Germany and German-Occupied Territories“).

Wussow, Christian: Hadmersleben („Hans“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 452ff.