Lippstadt I
Das Lager „Lippstadt I“ wurde im Juli 1944 eingerichtet. Bis zu 832 Frauen, überwiegend ungarische Jüdinnen, mussten für die Lippstädter Eisen und Metallwerke (LEM) Zwangsarbeit leisten. Gegen Kriegsende schickte die SS mehrmals Häftlinge auf Todesmärsche nach Bergen-Belsen. Heute erinnert eine Gedenktafel Lager.
Historische Situation
Bezeichnung
„SS-Kommando Lippstadt I“, auch „Arbeitskommando Lippstadt I“
Standort
Das Außenlager befand sich auf dem Werksgelände der LEM.
Unternehmen
Lippstädter Eisen und Metallwerke (LEM)
Zwangsarbeit
Die Frauen mussten in 12-Stunden-Schichten Handgranaten, Munition und Flugzeugteile fertigen.
Gegründet
31. Juli 1944
Aufgelöst
29. März 1945
Es ist unsicher, ob das Außenlager von Beginn an organisatorisch dem KZ Buchenwald zugeordnet war. Da die Häftlinge direkt aus Auschwitz nach Lippstadt transportiert wurden, war das Außenlager möglicherweise zunächst der dortigen Verwaltung unterstellt. Spätestens am 4. Januar 1945 wurden die Häftlinge in die Statistik des KZ Buchenwald übernommen.
Häftlinge
Frauenlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
832
Das Lager Lippstadt I wurde am 31. Juli 1944 mit 530 ungarischen Jüdinnen aus Auschwitz eingerichtet. Durch weitere Transporte, bestehend aus Slowakinnen, Polinnen, Ungarinnen sowie einige Westeuropäerinnen, stieg die Belegung bis Ende November 1944 auf 832 Häftlinge. Die später angekommenen Frauen waren teilweise schon seit mehreren Jahren in verschiedenen KZs inhaftiert und entsprechend geschwächt. Mindestens sechs von ihnen starben in Lippstadt, die meisten an Typhus. Insgesamt sind sieben Todesopfer namentlich bekannt.
Im Dezember 1944 schickte die SS erstmals Häftlinge auf einen Todesmarsch nach Bergen-Belsen. Im Februar 1945 folge ein zweiter Transport mit 72 Frauen. Nur wenige von ihnen erlebten die Befreiung. Der dritte und letzte Transport wurde Ende März 1945 in Kaunitz bei Gütersloh von Amerikanern befreit.
Unterbringung
Die Frauen waren in einem Lager bei dem Werk untergebracht, an der Cappeler Landstraße 132 (heute: Beckumer Straße). Die Unterbringung war im Vergleich zu anderen Außenlagern gut, so hatte z.B. jede Frau ein eigenes Bett. Jedoch war die Versorgung mit Lebensmitteln ungenügend, auch Krankenversorgung gab es kaum.
Dokumente
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Von ursprünglich zwei Gedenktafeln ist heute nur noch jene für das Kommando Lippstadt I in der Graf-Adolf-Straße vorhanden. Die Tafel für Kommando II in der Hospitalstraße wurde gestohlen und bislang nicht wieder erneuert.
Kontakt vor Ort
Stadtarchiv Lippstadt Soeststraße 8 59555 Lippstadt
Telefon: 02941 980262 E-Mail: stadtarchiv@stadt-lippstadt.de Internet: www.lippstadt.de
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Beyer, Burkhard: Zum Arbeitseinsatz nach Lippstadt. Die jüdischen Frauen in den KZ-Außenkommandos Lippstadt 1944 und 1945, in: Lippstädter Spuren. Schriftenreihe des Heimatbundes Lippstadt, 9/1993.
Beyer, Burkhard: Lippstadt I und II, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 507-511.
Epkenhans, Karin: Die Frauenaußenkommandos des Konzentrationslagers Buchenwald, in: Dies.: Lippstadt 1933-1945. Darstellung und Dokumentation zur Geschichte der Stadt Lippstadt im Nationalsozialismus (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Lippstadt 10), Lippstadt 1995, S. 181-188.
Limper, Wilfried: Lebensbedingungen jüdischer Zwangsarbeiterinnen bei den ehemaligen Lippstädter Eisen- und Metallwerken (LEM) und ihre Befreiung in Kaunitz (ehem. Kreis Wiedenbrück), in: Lippstädter Heimatblätter 72, 1992, S. 49-55.