Rothenburg
Im Rothenburger Zweigbetrieb der Mansfelder Kupfer- und Messingwerke richtete die SS im Herbst 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald ein. Die etwa 80 französischen, polnischen und tschechischen Häftlinge waren in der ehemaligen Kneipe „Zechenhaus“ untergebracht. Heute befinden sich in Rothenburg zwei Gedenksteine.
Historische Situation
Bezeichnung
unbekannt
Standort
Das Lager befand sich in der Kupferhammerstraße, 06420 Rothenburg (heute August-Bebel-Str. 7), auf dem Werksgelände eines Zweigwerks der Mansfeld AG.
Unternehmen
Mansfelder Kupfer- und Messingwerk Hettstedt, Zweigbetrieb Rothenburg/Saale
Zwangsarbeit
Von 1935 bis 1945 entstand in Rothenburg unterm OKH eine moderne Fabrik für Gewehr- und Pistolenmunition. Die Häftlinge wurden bei der Produktion von Flakgeschossen sowie Karabiner- und Pistolenmunition eingesetzt. Weitere mussten Luftschutzstollen und Bunker bauen.
Gegründet
24. Oktober 1944
Aufgelöst
nach 5. April 1945
Das Lager bestand bis mindestens zum 5. April 1945. Am 12. und 13. April 1945 wurde Rothenburg durch amerikanische Verbände besetzt. Der Abtransport oder Todesmarsch der Häftlinge wurde im Ort nicht bemerkt, das genaue Datum der Auflösung ist daher unbekannt.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
80
Im November 1944 befanden sich 80 Häftlinge im Lager, am 5. April 1945 waren es noch 76 Mann. Es handelte sich überwiegend um Franzosen, Polen und Sowjetbürger. Einige von ihnen starben an Unterernährung oder Misshandlungen durch die Wachmannschaften. Neben dem KZ-Außenlager gab es in Rothenburg weitere Lager für Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangene und deutsche Strafgefangene, die ebenfalls für die Mansfeld AG arbeiten mussten.
Unterbringung
Die Häftlinge waren in einem massivem Gebäude untergebracht, der ehemaligen Kneipe „Zechenhaus“.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Das ehemalige Werksgelände gehört heute der Draht- und Seilwerke GmbH. Noch erhalten sind die Wachpostenbaracke Saalberg (Eingang zum Kriegsgefangenenlager), die Baustrasse zum Gefangenenlager Saalberg sowie der Appellplatz vor der ehemaligen Häftlingsunterkunft („Zechenhaus“). Vor Ort befinden sich zwei Gedenksteine bzw. Mahnmale, eines auf dem Friedhof am Saalberg und eines in der Ortsmitte. Der Verein „500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg/Saale“ hat 2013 in der „Alten Schule“ in Rothenburg eine Dauerausstellung eröffnet, in der sich ein Abschnitt mit dem ehemaligen Außenlager befasst. Sie kann nach vorheriger Anmeldung (siehe Kontakt) besichtigt werden.
Kontakt vor Ort
500 Jahre Industriegeschichte Rothenburg a.d. Saale e.V.
Internet: www.500-indu-rothenburg.de
Dokumente
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:
Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar
03643 747540
info@foerderverein-buchenwald.de
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Literatur
Neustadt, Esther: Rothenburg, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 553.
Andere Quellen
Informationen zum Thema enthält die Betriebsgeschichte der VEB Draht- und Seilwerk Rothenburg (Teil I).
Eine Dokumentation zum Gefangenen- und KZ-Aussenlager Rothenburg von Werner Voigt aus dem Jahr 2009 liegt im Archiv der Gedenkstätte Buchenwald vor (Reg-Nr. 62-32-2 / 2009).