Usingen-Kransberg

Unter dem Tarnnamen „Tannenwald“ richtete die Bauinspektion Reich-West für Heinrich Himmler neben dem Schloss Kransberg ein KZ-Außenlager ein. Zwischen Dezember 1944 und Ende März 1945 befanden sich dort gleichzeitig zwischen 10 und bis zu 42 politische Häftlinge, die unter anderem zum Bau eines Fluchtstollens zwischen dem Schloss und dem Dorf Kransberg gezwungen wurden. 2013 wurden vom Hochtaunuskreis vor Ort Gedenktafeln für das Außenlager angebracht.

Historische Situation

Bezeichnung

Tarnname „Tannenwald“

Standort

Das Lager befand sich neben Schloss Kransberg (Taunus). Kransberg ist heute ein Ortsteil von Usingen im Hochtaunuskreis.

Unternehmen

Bauinspektion Reich-West Waffen-SS und Polizei, Wiesbaden, Platterstraße

Zwangsarbeit

Schloss Kransberg war Ende des zweiten Weltkriegs eine Nebenanlage des „Führerhauptquartiers Adlerhorst“ in Ziegenberg und Wiesental (Wetteraukreis). Die Häftlinge des Außenlagers wurden vor allem für den Bau eines Fluchtstollens zwischen dem Großbunker im alten Schlosshof von Schloss Kransberg (auf einem Bergvorsprung gelegen) und dem Dorf Kransberg eingesetzt.

Gegründet

7. Dezember 1944

Aufgelöst

31. März 1945

Die früheste Angabe zu anfangs 10 Häftlingen in Usingen stammt vom 7. Dezember 1944. Die letzten 30 Häftlinge wurden etwa beginnend am 27. März 1945 nach Buchenwald zurück gebracht, Ankunft dort war am 31. März 1945.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

42

Vom 7. Dezember 1944 bis zum 31. März 1945 befanden sich mindestens zehn, zeitweise auch bis zu 42 Häftlinge gleichzeitig im Lager, die von der SS als „politische Häftlinge“ kategorisiert wurden. Sie stammten unter anderem aus der Sowjetunion, Polen, Italien und Deutschland. Über die gesamte Zeit hinweg waren mit Fluktuationen insgesamt 44 Häftlinge vor Ort (ursprünglich geplant waren hingegen 100 Häftlinge). Todesfälle vor Ort sind nicht dokumentiert.
Einem russischen Häftling gelang am 17. März 1945 mit heimlicher Unterstützung aus dem Dorf die Flucht aus dem Lager. Etwa am 27. März 1945 mussten die Häftlinge wegen der näher kommenden amerikanischen Truppen zunächst in die Nähe von Frankfurt am Main und dann weiter in Richtung Buchenwald marschieren, bevor sie schließlich mit dem Zug nach Weimar gebracht wurden.

Unterbringung

Die Häftlinge waren in einem Lager mit kleinen Holzbaracken vor der hinteren Schlossmauer untergebracht.

Heutige Situation

Die Überreste der Lagerbaracken wurden nach dem Krieg entfernt, das Gelände wurde 1951 zudem für einen Parkplatz um mehrere Meter aufgeschüttet und die alte Schlossmauer durchbrochen.. Erst 1988 konnte der ehemalige Standort u.a. mit Hilfe von Zeitzeug/innen sowie dem ehemaligen polnischen KZ-Häftling Gerard Dziemba lokalisiert werden. Seit September 2013 gibt es im Hochtaunuskreis vier Gedenktafeln, die Orte nationalsozialistischer Verbrechen kennzeichnen. Eine davon steht am Standort des Außenlagers in Kransberg. Die zweite befindet sich an einem unvollendeten Stollen, den die Häftlinge zwischen dem Schloss und dem Dorf in den Fels treiben mussten. Dieser Fluchtstollen ist inzwischen vom Land Hessen unter Denkmalschutz gestellt worden. Die anderen beiden Gedenktafeln erinnern an das Außenkommando des SS-Sonderlagers / KZ Hinzert am ehemaligen Flugplatz Merzhausen (heute auch ein Ortsteil von Usingen) sowie an das damalige Außenlager des „Arbeitserziehungslagers“ (Frankfurt-)Heddernheim in Hundstadt (heute ein Ortsteil von Grävenwiesbach).

Kontakt vor Ort

Arbeit und Leben (DGB/VHS) Hochtaunus Herr Bernd Vorlaeufer-Germer Marienbader Platz 18 61348 Bad Homburg v. d. Höhe

Telefon: 06172 921002 E-Mail: bernd.vorlaeufer-germer@online.de Internet: aul-hochtaunus.de

Dokumente

Die Informationstafel am Standort des Außenlagers neben dem Schloss Kransberg (PDF).
Die Informationstafel am Standort des Außenlagers neben dem Schloss Kransberg (PDF).
Die Informationstafel an dem unvollendeten Fluchtstollen (PDF).
Die Informationstafel an dem unvollendeten Fluchtstollen (PDF).

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

oder nutzen Sie unser Kontaktformular.

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Literatur

Jahn, Franziska / Vorlaeufer-Germer, Bernd: Schloss Kransberg („Tannenwald“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 567f.

Krause-Schmitt, Ursula / von Freyberg, Jutta: Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstands und der Verfolgung 1933-1945. Band 1: Hessen I - Regierungsbezirk Darmstadt, Frankfurt a. M. 1995, S. 181-197.

Vorlaeufer-Germer, Bernd: Das Außenkommando „Tannenwald“. Neben Schloss Kransberg arbeiteten Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald, in: Jahrbuch Hochtaunuskreis 2017, S. 205-210.

Andere Quellen

Es liegen zudem Dokumente aus dem KZ Buchenwald, eine amerikanische Luftaufnahme, sowie Augenzeugenberichte und Lageskizzen vor.