Abteroda (Frauen)
Neben dem bereits bestehenden Lager Abteroda (Männer) wurde Anfang Oktober 1944 in Abteroda ein Frauenlager mit 250 Häftlingen eingerichtet. Die Frauen mussten in 12-Stunden-Schichten Flugzeugmotorenteile herstellen. Unter ihnen waren viele Angehörige der französischen Résistance und Widerstandskämpferinnen aus anderen Ländern. Anfang April 1945 wurden die Frauen über Buchenwald bis zum Außenlager Penig getrieben. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt. Im Mai 2020 wurde auf dem ehemaligen Lagergelände ein Gedenkstein aufgestellt.
Historische Situation
Bezeichnung
keine Informationen
Unternehmen
BMW Flugzeugmotorenfabrik Eisenach, Wintershall AG
Zwangsarbeit
Produktion von Flugzeugmotorenteilen in 12-Stunden-Schichten
Gegründet
2. Oktober 1944
Aufgelöst
4. April 1945
Nach wiederholten Bombenangriffen auf Eisenach verlagerten die dortigen BMW-Werke die Produktion nach Abteroda. Im Juli 1944 wurde ein Männerlager eingerichtet, am 2. Oktober 1944 getrennt davon das Frauenlager.
Häftlinge
Frauenlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
250
Ursprünglich handelte es sich um 250 französische Frauen, die meisten davon Angehörige der Résistance. Im Februar 1945 erfolgte ein kompletter Austausch wegen Sabotage-Verdacht, die Französinnen wurden in das Außenlager nach Markkleeberg gebracht. Stattdessen verlegte die SS nun 125 Frauen aus dem KZ Ravensbrück nach Abteroda. Sie kamen aus der Sowjetunion, Polen, Italien, Serbien, Kroatien und Griechenland, auch unter ihnen waren viele Widerstandskämpferinnen. In diesem Außenlager sind keine Todesfälle dokumentiert.
Am 4. April 1945 wurden die Frauen zusammen mit den Häftlingen des Männerlagers auf einen Marsch nach Buchenwald getrieben. Während die Männer dort blieben, mussten die Frauen noch weiter bis zum Außenlager Penig marschieren. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt.
Unterbringung
Die Frauen schliefen auf Holzpritschen mit Strohsäcken und Decken im oberen Stockwerk einer Fabrikhalle, in deren Erdgeschoss rund um die Uhr produziert wurde.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
![50.90480717 10.07352412 SO Mahnstraße, Abteroda 11/2012 © Herbert Naumann 50.90480717 10.07352412 SO Mahnstraße, Abteroda 11/2012 © Herbert Naumann](assets/images/e/Abteroda_img368-0cc2d262.jpg)
Mahnstraße, Abteroda
11/2012 © Herbert Naumann
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Die Werkhallen existieren nicht mehr. Im Mai 2020 wurde auf Initiative des Landwirtschaftsbetriebes, der heutiger Nutzer des ehemaligen Lagergeländes ist, ein Gedenkstein aufgestellt. BMW beteiligte sich an den Kosten.
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Literatur
Seidel, Irmgard: Abteroda (Frauen), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 357f.