Annaburg
Ab Januar 1945 bestand in Annaburg ein Außenlager mit etwa 100 Häftlingen aus Buchenwald, überwiegend sowjetischen Kriegsgefangenen. Sie wurden in 12-Stunden-Schichten für die Annaburger Gerätebau GmbH zur Zwangsarbeit herangezogen. Vom Barackenlager am Weißen Berg mussten sie täglich etwa 6,5 Kilometer zu den Produktionsstätten und zurück marschieren. Im März 1945 wurden sie nach Buchenwald zurück überführt.
Historische Situation
Bezeichnung
„SS Außenkom. des K.L. Bu. Siebel Werke Halle a/S Lager Birkhahn“
Standort
Das Außenlager Annaburg des KZ Buchenwald entstand als Barackenlager am so genannten Weißen Berg, einem flachen Sandhügel. Er liegt zwischen Annaburg und Purzien im Altkreis Jessen, abseits der Straße Annaburg-Schweinitz. Warnschilder, in 100-200 Metern Entfernung aufgestellt, verboten die Annäherung an das Lager. Der Weg vom Lager zu den damaligen Produktionsstätten auf dem Gelände des heutigen Sintolanwerkes Annaburg (Annaburger Porzellanfabrik) bedeutete für die Häftlinge einen täglichen Fußmarsch von insgesamt etwa 6,5 Kilometern.
Unternehmen
Annaburger Gerätebau GmbH, im Auftrag der Siebel Flugzeugwerke (Halle) sowie der Hensel-Flugzeugwerke (Berlin)
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten in 12-Stunden-Schichten für die Annaburger Gerätebau GmbH in den örtlichen Produktionsstätten arbeiten, insbesondere in der Herstellung von Zulieferteilen (Fahrgestell-, Abdeckrohre, Antriebsteile u.a.) für die Raketenwaffen V1 und V2.
Gegründet
8. Januar 1945
Aufgelöst
16. März 1945
Baubeginn des Lagers war nach Zeugenaussagen von Bürgern des Kreises im September oder Oktober 1944. Der Arbeitseinsatz der Häftlinge begann laut Unterlagen des KZ Buchenwald am 8. Januar 1945.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
100
Im Januar 1945 waren 100 Häftlinge in Annaburg, vorwiegend russische und ukrainische Kriegsgefangene sowie weitere politische Häftlinge, darunter Belgier, Polen, Jugoslawen, Deutsche und möglicherweise Angehörige anderer Nationen. 94 Häftlinge wurden am 16. März 1945 von Annaburg zurück nach Buchenwald überführt.
Unterbringung
Das Lager bestand aus drei Holzbaracken für Häftlinge, in der damals üblichen Art und Größe aus Fertigteilen errichtet, sowie einer massiv gemauerten SS-Baracke und einem nicht überdachten Waschplatz. Das Lager war durch einen Stacheldrahtzaun gesichert, der unter elektrischer Spannung stand. Die Häftlinge wurden streng bewacht. Jeder Kontakt zur Zivilbevölkerung wurde unterbunden.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Die Häftlingsbaracken wurden laut Zeitzeugenberichten bereits im Jahr nach Kriegsende abgetragen.
Kontakt vor Ort
Annaburger Ortschronisten
Internet: annaburger-chronisten.de
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Biedermann, Charles-Claude: Annaburg, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 366f.