Springen
Das Außenlager „Heinrich Kalb“ wurde im Januar 1945 im Wald außerhalb des Dorfes Springen, in der Nähe von Bad Salzungen, eingerichtet. Bis zu 500 männliche Häftlinge mussten im Kalischacht „Heiligenroda“ Bau- und Planierarbeiten für die Untertageverlegung der Produktionsstätten von BMW verrichten. Nach einer Zeugenaussage starben 25 Häftlinge, zahlreiche weitere wurden von der SS zurück nach Buchenwald deportiert. Ende März 1945 wurden ein Großteil der verbliebenen Häftlinge auf einen Todesmarsch getrieben.
Historische Situation
Bezeichnung
Die Tarnbezeichnung der SS war „Heinrich Kalb“, teilweise lief das Außenlager auch unter „Frauensee Springen“ oder „Heiligenroda“.
Standort
Das Lager wurde in den Akten zusammen mit dem Lager „Renntier“ unter Bad Salzungen geführt, stand mit der Ortschaft jedoch in keinem direkten Zusammenhang. Es befand sich vielmehr in einem Kalischacht der Kaligewerkschaft Heiligenroda, etwa einen Kilometer außerhalb der Ortschaft Springen. Das Dorf wurde zur DDR-Zeit Ortsteil der Gemeinde Frauensee, die wiederum 2018 nach Bad Salzungen eingegliedert wurde.
Unternehmen
Bayerische Motoren Werke (BMW)
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten Bau- und Planierarbeiten für die Untertageverlegung der Produktionsstätten von BMW durchführen.
Gegründet
20. Januar 1945
Aufgelöst
10. April 1945
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
500
Die Höchstbelegung wurde am 14. Februar 1945 mit 500 Häftlingen erreicht, darunter Russen, Polen, Ungarn, Jugoslawen und Rumänen sowie sieben Deutsche. Mindestens zehn, nach einer Zeugenaussage bis zu 25 Häftlinge starben. Zahlreiche kranke oder nicht mehr „arbeitsfähige“ Häftlinge wurden von der SS zurück nach Buchenwald deportiert und durch neue ersetzt.
Am 28. März 1945 wurden ein Großteil der verbliebenen Häftlinge, vermutlich 385 Personen, auf den Marsch Richtung Buchenwald getrieben. Zahlreiche Häftlinge wurden unterwegs ermordet oder starben an Entkräftung. Die Überlebenden erreichten das Stammlager am 3. April. Um den 10. April 1945 wurde das Außenlager endgültig aufgelöst. Über das Schicksal der 93 Häftlinge, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Lager befanden, ist nichts bekannt.
Unterbringung
Die Häftlinge mussten im Schacht schlafen, zunächst auf dem kahlen Steinboden, später in „Boxen“ aus Brettern und Holzwolle. Anfangs wurden sie einmal wöchentlich ins Freie geführt. Später unterblieb auch dies, sodass die Häftlinge teilweise über Wochen kein Tageslicht sahen.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Auf dem Friedhof von Frauensee richtete die sowjetische Militäradministration 1946 ein Gräberfeld ein, auf dem insgesamt 15 Soldaten, Zwangsarbeiter:innen und deren Kinder liegen. Gegenüber dem Schloss in Frauensee wurde 1985 ein Mahnmal errichtet. Am ehemaligen Schacht Heiligenroda (Schacht 1) in Springen wurde 1975 ein Denkmal, bestehend aus einem großen Findling mit einem roten Dreieck, aufgestellt. Die dazugehörige Gedenktafel wurde mehrmals entwendet. 2020 brachte der örtliche „Verein der Verfolgten des Naziregimes“ eine neue Tafel mit der Aufschrift „1944-1945 KZ-Außenlager Buchenwald“ an, finanziert aus eigenen Mitteln und Spenden.
Dokumente
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Baranowski, Frank: Die verdrängte Vergangenheit. Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit in Nordthüringen, Duderstadt 2000.
Baranowski, Frank: Bad Salzungen („Heinrich Kalb“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 379f.