Gießen
Für die Errichtung von Sanitätseinrichtungen in der örtlichen Heil- und Pflegeanstalt verlegte die SS vermutlich im März 1944 erstmals KZ-Häftlinge nach Gießen. Die Höchstbelegung von 80 Häftlingen wurde im Mai 1944 erreicht. Ende März 1945 ergriff die SS die Flucht, wobei noch 22 Häftlinge zur Fuß nach Buchenwald getrieben wurden. Vor Ort ist seit 1998 eine Ausstellung zur Geschichte der Anstalt zu sehen.
Historische Situation
Bezeichnung
keine Informationen
Standort
Das Außenlager befand sich im hinteren Teil der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Gießen in der Licher Straße 106.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge mussten Baracken, Sanitätseinrichtungen und andere Gebäude für die Waffen-SS in der Heil- und Pflegeanstalt Gießen errichten.
Gegründet
März 1944
Aufgelöst
27. März 1945
Die erste Erwähnung in den Quellen findet sich auf einer Liste „Transport Gießen, Buchenwald, 22. März 1944“ mit 50 Häftlingsnamen.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
80
Die Höchstbelegung von 80 Häftlingen wurde im Mai 1944 erreicht. Es handelte sich fast ausschließlich um politische Gefangene, die meisten aus der Sowjetunion und dem Protektorat Böhmen und Mähren (Tschechien) sowie aus Deutschland, Polen und Frankreich. Hinzu kamen ein sogenannter „befristeter Vorbeugehäftling“ („Berufsverbrecher“) und ein polnischer „Bibelforscher“. Möglicherweise kam ein polnischer Häftling ums Leben.
Am 27. März 1945 ergriff die SS die Flucht, wobei noch eine Gruppe von Häftlingen zur Fuß nach Buchenwald getrieben wurde. 22 Gefangene kamen dort am 3. April 1945 an. Die übrigen Häftlinge konnten fliehen oder wurden von der US-Armee befreit.
Unterbringung
Die Unterkunft befand sich im „Festen Haus“ der Heil- und Pflegeanstalt, das ursprünglich für sogenannte „gemeingefährliche Geisteskranke“ erbaut und daher mit Mauern und Gittern ausgestattet war.
Heutige Situation
Das „Feste Haus“ wird noch heute von der forensischen Klinik Haina genutzt. In einem Gebäude der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt ist seit 1998 die Ausstellung „Vom Wert des Menschen. Die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Gießen von 1911 bis 1945“ zu sehen. Darin wird vor allem die Einbindung der Anstalt in die NS-„Euthanasie“-Verbrechen thematisiert.
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Literatur
Schlagetter-Bayertz, Peter: Gießen, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 448f.
Schlagetter-Bayertz, Peter: Das Außenkommando Gießen des Konzentrationslagers Buchenwald, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Bd. 91, Gießen 2006, S. 165-172.
Andere Quellen
Ausstellung „Vom Wert des Menschen. Die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt Gießen von 1911 bis 1945“, erarbeitet von Uta George, Herwig Groß und Michael Putzke.