Sömmerda

Ab September 1944 mussten im Außenlager Sömmerda bis zu 1.294 Frauen im Auftrag von Rheinmetall-Borsig Zwangsarbeit leisten. Die meisten von ihnen waren ungarische Jüdinnen. Insgesamt neun Frauen kamen in Sömmerda ums Leben, zudem wurden mehrere im Lager geborene Kleinkinder von der SS ermordet. Anfang April 1945 wurden die verbliebenen Frauen auf einen Todesmarsch getrieben. 2004 ließ die Stadt Sömmerda eine Gedenktafel anbringen.

Historische Situation

Bezeichnung

keine Informationen

Unternehmen

Rheinmetall-Borsig AG, Werk Sömmerda

Zwangsarbeit

12-Stunden-Schichten in der Zünderproduktion und im Laborierwerk

Gegründet

19. September 1944

Aufgelöst

4. April 1945

Häftlinge

Frauenlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

1.294

Der erste Häftlingstransport nach Sömmerda bestand aus 1.216 ungarischen Jüdinnen aus dem nach einem Bombenangriff aufgelösten Außenlager in Gelsenkirchen-Horst. Weitere 84 Frauen, die bei dem Angriff verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden waren, wurden in den folgenden Monaten ebenfalls noch nach Sömmerda verlegt. Am 1. März 1945 betrug die Zahl der Häftlinge damit 1.294 Frauen. Insgesamt neun Frauen kamen in Sömmerda ums Leben, zudem wurden laut Augenzeugen mehrere im Lager geborene Kleinkinder von der SS ermordet. Rücktransporte nach Auschwitz gab es vom Außenlager Sömmerda aus nicht.
Am 4. April 1945 wurden die Frauen von der SS auf einen Todesmarsch getrieben. Eine Gruppe wurde am 13. April 1945 bei Glauchau in Sachsen von der US-Armee befreit. Eine zweite Gruppe musste noch fast einen Monat lang Richtung Theresienstadt weitermarschieren, bevor sie am 9. Mai 1945 bei Eger (Cheb) von sowjetischen Truppen befreit wurde.

Heutige Situation

Auf dem ehemaligen Werksgelände befindet sich heute ein Industriepark. Das Lagergelände wurde mit Wohnhäusern bebaut. Im April 2004 ließ die Stadt Sömmerda in der Weißenseer Straße bei einer Todesmarschstele, die nicht in Beziehung zum Außenlager steht, eine Gedenktafel für das Außenlager anbringen.

Kontakt vor Ort

Dr. Frank Boblenz Schillerstraße 28 99610 Sömmerda

E-Mail: FrankBoblenz@web.de

Stadtverwaltung Sömmerda, Stadtarchiv und Historisch-Technisches Museum Dr. Hans-Diether Dörfler Marktplatz 3-4 99610 Sömmerda

Telefon: 03634 350249 E-Mail: hd.doerfler@stadtsoemmerda.de

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

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Literatur

Seidel, Irmgard: Sömmerda, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 575ff.

Andere Quellen

Boblenz, Frank: Einfache Orte der Erinnerung am Rande belebter Straßen. Gastbeitrag: Zur Geschichte der Todesmarsch-Stelen für Opfer des Faschismus im heutigen Landkreis Sömmerda, in: Sömmerdaer Allgemeine. Thüringer Allgemeine 25 (9. April 2015) Nr. 82.

Boblenz, Frank: Ein ungeliebtes Kapitel Stadtgeschichte. Vor 75 Jahren wurde Sömmerda Standort eines Außenlagers des Konzentrationslagers Buchenwald für ungarische Jüdinnen, in: Sömmerdaer Allgemeine. Thüringer Allgemeine 30 (27. September 2019) Nr. 225, S. 16.

Boblenz, Frank: „Interesse für die genannte Tätigkeit“. Rheinmetallerinnen als Aufseherinnen im Außenlager Sömmerda des Konzentrationslagers Buchenwald, in: Sömmerdaer Allgemeine. Thüringer Allgemeine 31 (16. Mai 2020) Nr. 114, S. 20.

Boblenz, Frank: Zeugnisse der NS-Verbrechen verschwanden schnell. Gastbeitrag: Beseitigung der Unterkünfte von Ostarbeiter- und Außenlager des Konzentrationslagers in Sömmerda begann 1945, in: Sömmerdaer Allgemeine. Thüringer Allgemeine 32 (27. Januar 2022) Nr. 22, S. 15.