Rottleberode

Im Außenlager Rottleberode mussten ab März 1944 Häftlinge in der Heimkehle-Höhle für die Untertageverlagerung der Junkers-Werke arbeiten. Ab Oktober 1944 wurde das Lager dem KZ Mittelbau zugeordnet, danach stieg die Belegung auf über 1.500 Gefangene. Anfang April 1945 wurde das Lager geräumt. Etwa 400 Häftlinge wurden später beim Massaker in der Feldscheune Isenschnibbe ermordet. Die anderen wurden auf einen Todesmarsch Richtung Nordwesten getrieben, den nur wenige überlebten. Vor Ort erinnern heute Gedenktafeln und Hinweisschilder an das Geschehene.

Historische Situation

Bezeichnung

Decknamen der SS „A 5“ oder „Heinrich“, ab Juli 1944 offiziell „Thyra-Werk“ (Tarnbezeichnung für Junkers)

Unternehmen

SS-Führungsstab „A 5“, Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG, Sägewerk Uftrungen

Zwangsarbeit

Die Häftlinge mussten in der Heimkehle-Höhle für die Untertageverlagerung des Junkers-Werkes arbeiten. Weitere wurden für die Produktion von Flugzeugteilen und die Holzkohlenerzeugung eingesetzt.

Gegründet

13. März 1944

Aufgelöst

5. April 1945

Ab 28. Oktober 1944 wurde Rottleberode dem KZ Mittelbau zugeordnet. Später wurde im nahegelegenen Stempeda ein zusätzliches Außenlager eingerichtet, das mit Rottleberode eng verbunden war und von Beginn an dem KZ Mittelbau unterstellt wurde.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

1.500

Nach der Einrichtung des Lagers im März 1944 ließ die SS etwa 800 männliche Häftlinge aus Schönebeck, Mühlhausen und Buchenwald für den Einsatz in der Rüstungsproduktion nach Rottleberode bringen. Darunter waren unter anderem sowjetische, polnische und französische politische Gefangene. Im Oktober 1944 wurde das Außenlager dem KZ Mittelbau unterstellt, in den folgenden Monaten stieg die Anzahl der Gefangenen auf über 1.500 an.
In der Nacht vom 4. auf den 5. April 1945 wurden das Außenlager Rottleberode geräumt. Eine kleinere Gruppe von etwa 400 Häftlingen wurde zu Fuß und per Zug nach Gardelegen gebracht, wo über 1.000 Häftlinge aus verschiedenen KZs gesammelt wurden. Am 13. April trieben SS-, Wehrmachts- und Volkssturmangehörige die Häftlinge in eine Feldscheune bei Isenschnibbe, zündeten diese an und erschossen jeden, der zu fliehen versuchte. Nur 20 bis 25 Häftlinge überlebten das Massaker.
Eine größere Gruppe von etwa 1.100 Häftlingen wurde in tagelangen Fußmärschen und Bahntransporten über den Harz in das KZ Sachsenhausen und wenige Tage später weiter Richtung Nordwesten getrieben. Nur wenige Häftlinge überlebten diesen Todesmarsch.

Unterbringung

Die Häftlinge waren in einem vom Junkers-Konzern angemieteten dreistöckigen Gebäude der Porzellanfabrik Max Schuck untergebracht, das mit Wachtürmen und einem elektrischen Zaun umgeben worden war. Von dort hatten sie einen täglichen Anmarschweg von drei Kilometern zur Arbeit in der Heimkehle-Höhle. Nach der Unterstellung unter das KZ Mittelbau wurden zusätzlich Häftlinge im nahegelegenen, neu eingerichteten Außenlager Stempeda untergebracht.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.53307906 10.95812201 N Thyratal, Rottleberode 11/2012 © Herbert Naumann
51.53307906 10.95812201 N
Thyratal, Rottleberode
11/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

Das Gebäude der Porzellanfabrik Max Schuck, in dem die Häftlinge untergebracht waren, wurde 1990 abgerissen. 2005 wurde ein Gedenkstein an der Heimkehle eingeweiht und eine Hinweistafel aufgestellt. Auf Initiative des Bündnisses „Sangerhausen bleibt bunt“ wurden 2015 ein Gedenkstein und eine Informationstafel in der Nähe des ehemaligen Standorts der Porzellanfabrik errichtet.

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

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Bitte addieren Sie 7 und 6.

Andere Quellen

Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Gedenkstätte Mittelbau-Dora: https://aussenlager.dora.de/l/de/detail/28