Lippstadt II
Das Lager „Lippstadt II“ wurde, ergänzend zum bereits existierenden Kommando „Lippstadt I“, im November 1944 eingerichtet. Etwa 335 ungarische Jüdinnen mussten hier für die Westfälische Metall-Industrie (WMI) Zwangsarbeit leisten. Ende März 1945 trieb die SS die Häftlinge auf Todesmärsche. Für das Lager gab es eine Gedenktafel, die jedoch gestohlen und bislang nicht erneuert wurde.
Historische Situation
Bezeichnung
„SS-Kommando Lippstadt II“, auch „Arbeitskommando Lippstadt II“
Standort
Das Außenlager befand sich auf dem Werksgelände der WMI.
Unternehmen
Westfälische Metall-Industrie (WMI)
Zwangsarbeit
Die Frauen wurden zur Herstellung von Einzelteilen für Flugzeuge (z.B. Höhenmessern) gezwungen.
Gegründet
20. November 1944
Aufgelöst
29. März 1945
Häftlinge
Frauenlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
335
Im Lager Lippstadt II mussten 335 überwiegend ungarische Jüdinnen aus den KZ Ravensbrück und Bergen-Belsen Zwangsarbeit leisten. Todesfälle vor Ort sind nicht dokumentiert. Jedoch wurden mehrere Frauen, darunter vier Schwangere, aus Lippstadt nach Bergen-Belsen deportiert. Bei Auflösung des Lagers Ende März 1945 schickte die SS die Häftlinge zu Fuß bis Kreiensen, dann per Bahn bis Leipzig. Bei Pirna wurden einige von ihnen von sowjetischen Soldaten befreit.
Unterbringung
Die Frauen waren im alten Stammsitz des Werks untergebracht, an der Hospitalstraße 46. Die Unterbringung war im Vergleich zu anderen Außenlagern gut, so hatte z.B. jede Frau ein eigenes Bett. Jedoch war die Versorgung mit Lebensmitteln ungenügend, auch Krankenversorgung gab es kaum.
Dokumente
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Das Gebäude, in dem die Frauen untergebracht waren, steht noch heute. Von ursprünglich zwei Gedenktafeln ist heute nur noch jene für das Kommando Lippstadt I in der Graf-Adolf-Straße vorhanden. Die Tafel für Kommando II in der Hospitalstraße wurde gestohlen und bislang nicht wieder erneuert.
Standort des Gedenkzeichens
Kontakt vor Ort
Stadtarchiv Lippstadt Soeststraße 8 59555 Lippstadt
Telefon: 02941 980262 E-Mail: stadtarchiv@stadt-lippstadt.de Internet: www.lippstadt.de
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Beyer, Burkhard: Zum Arbeitseinsatz nach Lippstadt. Die jüdischen Frauen in den KZ-Außenkommandos Lippstadt 1944 und 1945, in: Lippstädter Spuren. Schriftenreihe des Heimatbundes Lippstadt, 9/1993.
Beyer, Burkhard: Lippstadt I und II, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 507-511.
Epkenhans, Karin: Die Frauenaußenkommandos des Konzentrationslagers Buchenwald, in: Dies.: Lippstadt 1933-1945. Darstellung und Dokumentation zur Geschichte der Stadt Lippstadt im Nationalsozialismus (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Lippstadt 10), Lippstadt 1995, S. 181-188.
Limper, Wilfried: Lebensbedingungen jüdischer Zwangsarbeiterinnen bei den ehemaligen Lippstädter Eisen- und Metallwerken (LEM) und ihre Befreiung in Kaunitz (ehem. Kreis Wiedenbrück), in: Lippstädter Heimatblätter 72, 1992, S. 49-55.