Schwerte

Im April 1944 richtete die SS am Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Schwerte-Ost ein Außenlager des KZ Buchenwald ein. Im September 1944 erreichte das Lager mit 710 Männern seine höchste Belegung. Im Dezember 1944 oder Januar 1945 erfolgte die Rückführung sämtlicher Häftlinge nach Buchenwald. Heute gibt es vor Ort ein Bodendenkmal sowie eine Mahn- und Gedenkstätte.

Historische Situation

Bezeichnung

„Männeraußenlager Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Schwerte-Ost“

Unternehmen

Reichsbahn

Gegründet

6. April 1944

Aufgelöst

29. Januar 1945

Das Lager wurde am 6. oder 7. April 1944 eingerichtet. Nach manchen Quellen erfolgte die Auflösung schon am 11. Dezember 1944, nach anderen am 29. Januar 1945.

Häftlinge

Männerlager

Maximale Anzahl der Häftlinge

710

Anfang April 1944 mit 100 Häftlingen eingerichtet, erreichte das Außenlager am 29. September 1944 mit 710 Männern seine höchste Belegung. Es handelte sich überwiegend um Menschen aus Osteuropa, Frankreich und Belgien. Die Anzahl der Fluchten war vergleichsweise hoch. Ein in der Ukraine geborener russischer „politischer“ Häftling wurde am 31. Mai 1944 erschossen, laut Akten bei einem Fluchtversuch. Es gab auch weitere Todesfälle, belegt durch die Aktennotiz eines SS-Standortarztes zur Frage der Einäscherung verstorbener Häftlinge, die „nicht zur Zufriedenheit geklärt“ sei. Die genaue Anzahl der Opfer ist unbekannt.
Am 29. Januar 1945 (nach anderen Quellen schon am 11. Dezember 1944) erfolgte die Auflösung des Lagers und die Rückführung sämtlicher Häftlinge nach Buchenwald.

Unterbringung

Die KZ-Häftlinge waren in gesonderten Baracken neben dem Strafgefangenenlager am Rande des Werksgeländes untergebracht.

„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“

51.73777603 13.38308573 NO Emil-Rohrmann-Straße, Schwerte 07/2012 © Herbert Naumann
51.73777603 13.38308573 NO
Emil-Rohrmann-Straße, Schwerte
07/2012 © Herbert Naumann

Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.

Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.

Heutige Situation

Das Ausbesserungswerk (AW) wurde am 30. März 1983 geschlossen. Mehrere Gebäude des AW stehen unter Denkmalschutz, die ehem. Werkssiedlung ist wie das gesamte Areal des AW als Denkmalbereich geschützt. Seit 1985 gibt es vor Ort ein Bodendenkmal zur Erinnerung an das Außenlager, seit 1990 eine Mahn- und Gedenkstätte.

Kontakt vor Ort

Kulturbüro im Kultur- und Weiterbildungsbetrieb Kötterbachstraße 2 58239 Schwerte

Telefon: 02304 104811 E-Mail: kulturbuero@kuwebe.de Internet: www.kuwebe.de

Kontakt zum Förderverein Buchenwald

Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:

Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar

03643 747540

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Literatur

Braun, Jürgen / Tillmann, Klaus: Das Eisenbahnausbesserungswerk Schwerte, Nordhorn 2001.

Hermes, Herbert: Geschichte und Gedenken. Das Konzentrationslager Buchenwald im Reichsbahnausbesserungswerk Schwerte, in: Schulte, Jan Erik (Hrsg.): Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen, 1933-1945, Paderborn u.a. 2005.

Hintz, Alfred: Schwerte-Ost, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 572ff.

Körner, Heike / Gurris, Patrick: Das Leben der Eisenbahner in Schwerte-Ost 1923-2000, Erfurt 2000.

Stadt Schwerte, Kulturamt (Hrsg.): Und es soll kein Gras darüber wachsen. Die Geschichte des Außenkommandos des Konzentrationslagers Buchenwald im Reichsbahnausbesserungswerk Schwerte-Ost. 6.4.1944 - 29.1.1945. Bearbeitet von Marita Riese, Schwerte 1989.