Böhlen
Das Außenlager Böhlen wurde Ende Juli 1944 mit 1.080 meist osteuropäischen KZ-Häftlingen eingerichtet. Sie wurden im Auftrag der Braunkohle-Benzin AG zu Bunkerbau-, Räum- und Bauarbeiten gezwungen. Es lassen sich etwa ein Dutzend Todesfälle nachweisen. Zudem wurden mehr als 60 „arbeitsunfähige“ Häftlinge zurück nach Buchenwald gebracht, die meisten von ihnen starben dort kurze Zeit später. Das Außenlager wurde Ende November 1944 aufgelöst und die Häftlinge nach Königstein verlegt.
Historische Situation
Bezeichnung
Die offizielle Bezeichnung lautete „Böhlen II“, daneben bestanden weitere Lager für Kriegsgefangene, „zivile“ Zwangsarbeiter:innen und sogenannte „Arbeitsscheue“.
Standort
Das Lager befand sich vermutlich an einem Standort in Pulgar.
Unternehmen
Braunkohle-Benzin AG
Zwangsarbeit
Die Häftlinge wurden für Bunkerbau-, Räum- und Bauarbeiten eingesetzt.
Gegründet
Juli 1944
Aufgelöst
28. November 1944
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
1.080
Zur Gründung wurden 1.080 meist osteuropäische Häftlinge nach Böhlen verlegt. Die Todeszahlen waren vergleichsweise niedrig, u.a. da es sich nicht um jüdische Häftlinge handelte, die daher besser behandelt wurden. Dennoch lassen sich etwa ein Dutzend Todesfälle nachweisen. Zudem wurden mehr als 60 „arbeitsunfähige“ Häftlinge zurück nach Buchenwald gebracht, die meisten von ihnen starben dort kurze Zeit später. Mehr als 30 Häftlingen gelang die Flucht aus dem Lager.
Das Außenlager wurde am 28. November 1944 aufgelöst, da die Häftlinge stattdessen bei der Untertageverlegung des Brabag-Werks von Magdeburg nach Königstein eingesetzt werden sollten. 977 Häftlinge wurden in das dortige Außenlager des KZ Flossenbürg verlegt. Anfang Februar 1945 wurde die Zusammenarbeit zwischen Brabag und SS in Böhlen reaktiviert und erneut eine unbekannte Anzahl KZ-Häftlinge für Bauarbeiten abkommandiert. Wenige Wochen später besetzten amerikanische Truppen das Werk.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Der vermutliche ehemalige Standort des Lagers wurde in den 1970er Jahren mit Industrieanlagen überbaut. Es befinden sich mehrere Gedenkstätten für Opfer des Nationalsozialismus in Böhlen, an denen jedoch nicht explizit die KZ-Häftlinge des Außenlagers genannt werden.
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Literatur
Urban, Thomas: Zwangsarbeit im Tagebau. Der Einsatz von Kriegsgefangenen und ausländischen Zivilarbeitern im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau 1939 bis 1945, Essen 2006, S. 108f.
Bindernagel, Franka / Bütow, Tobias: Böhlen, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 402-404.
Baumert, Martin: KZ-Außenlager Böhlen, in: Kulturbahnhof e.V. (Hrsg.): Die Zukunft des Vergangenen. Künstlerische Positionen zur Erinnerung an die KZ-Außenlager im Landkreis Leipzig, Markkleeberg 2013, S. 42f.