Dora
Ab Ende August 1943 zwang die SS KZ-Häftlinge in Stollen im Kohnstein bei Nordhausen zu Bau- und Transportarbeiten für die Produktion von A4-Raketen. Die hygienischen Bedingungen in den Stollen waren katastrophal. Im Frühjahr 1944 stieg die Durchschnittsbelegung auf 15.000 Häftlinge. Ende Oktober 1944 wurde das Außenlager Dora zum eigenständigen KZ Mittelbau umfunktioniert. Bis zur Befreiung im April 1945 waren insgesamt etwa 60.000 Menschen in Dora gefangen, etwa 20.000 kamen ums Leben. Vor Ort befindet sich heute die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora.
Historische Situation
Bezeichnung
„Arbeitslager Dora“, ab Juni 1944 „Mittelbau I“, ab Oktober 1944 eigenständiges „KZ Mittelbau“
Standort
Das Lager befand sich in Stollen im Kohnstein bei Nordhausen.
Zwangsarbeit
Bau- und Transportarbeiten für die Produktion von A4-Raketen im Stollensystem des Kohnsteins
Gegründet
28. August 1943
Aufgelöst
11. April 1945
Ab 28. Oktober 1944 wurde das Außenlager Dora zum eigenständigen KZ Mittelbau umfunktioniert. Es wurde damit zugleich Stammlager für zahlreiche weitere Außenlager, die bisher noch dem KZ Buchenwald zugeordnet waren, u.a. Ellrich-Juliushütte, Harzungen und Rottleberode.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
15.000
Am 28. August 1943 trafen die ersten 107 KZ-Häftlinge im „Arbeitslager Dora“ ein. Bereits Weihnachten 1943 waren es über 10.500 Häftlinge. Die hygienischen Bedingungen in den Stollen waren katastrophal, die Häftlinge litten unter Hunger, Durst und Kälte. Von den 3.122 Häftlingen, deren Tod zwischen Mitte Dezember 1943 und Mitte März 1944 im KZ Buchenwald und den Außenlagern registriert wurde, starben fast 2.000 in Dora. Tausende weitere kranke und entkräftete Häftlinge wurden nach Majdanek und Bergen-Belsen deportiert oder in neu gegründete Außenlager im Raum Nordhausen abgeschoben.
Im Frühjahr 1944 stieg die Durchschnittsbelegung auf 15.000 Häftlinge. Mehrheitlich handelte es sich um Russen, Polen und Franzosen, hinzu kamen Deutsche, Belgier, Tschechen, Italiener, Jugoslawier und Niederländer. Die meisten von ihnen waren aus politischen Gründen inhaftiert worden. Ab April 1944 wurden zahlreiche Sinti und Roma aus Auschwitz nach Dora gebracht, ab Mai 1944 auch jüdische Gefangene aus Ungarn.
Zum Zeitpunkt der Umstrukturierung zum eigenständigen KZ Mittelbau im Oktober 1944 befanden sich im Stammlager und den dazugehörigen Außenlagern insgesamt über 30.000 Häftlinge. Bis zur Befreiung im April 1945 stieg die Zahl der in Mittelbau-Dora Inhaftierten auf über 60.000 Menschen. Etwa 20.000 von ihnen kamen ums Leben.
Unterbringung
Die Häftlinge waren überwiegend in sogenannten „Schlafstollen“ mit vierstöckigen Holzpritschen untergebracht, nur wenige Häftlinge im oberirdischen Barackenlager.
„Orte und Räume Deutscher Verbrechen gegen die Menschheit“
Der Fotograf Herbert Naumann hat in den Jahren 2012 und 2013 die ehemaligen Standorte der Außenlager des KZ Buchenwald fotografiert. Die vordergründig dokumentarisch wirkende Fotografie zeigt Orte, die Schauplätze deutscher Verbrechen waren. Die fotografischen Ansichten von Landschaften, Brachen, Grünanlagen, öffentlichen Plätzen, Wohnsiedlungen, Kleingärten etc. liefern zunächst keine oder kaum noch Indizien für das, was hier geschehen ist. Es sind stille und unspektakuläre Bilder mit häufig nur indirekten Hinweisen. Erst der sie begleitende Text stellt den Zusammenhang zwischen den dort begangenen Verbrechen und dem Ort her, lässt in den Bildern die Spuren erkennen, gibt dem Ort seine Identität und nimmt ihm seine Harmlosigkeit. Mit den Fotografien erhalten die Geschehnisse eine neue Aktualität; sie bleiben nicht mehr nur als erzählte Geschichte(n) theoretisch, sondern werden wieder mit dem konkreten, dem erkennbaren, dem realen Ort verbunden.
Die weiteren Bilder von Herbert Naumann finden Sie unter www.herbert-naumann.de.
Heutige Situation
Nach der Befreiung starben noch mehrere Dutzend Gefangene an den Folgen der Haft. Im Lager wurden nach Kriegsende zunächst befreite Zwangsarbeiter, später Vertriebene aus der Tschechoslowakei untergebracht. Danach wurden die Baracken demontiert, einzig das Krematorium und die Feuerwache blieben erhalten. 1954 ließen die DDR-Behörden vor dem ehemaligen Krematorium einen Gedenkplatz anlegen. 1966 nahm auf Initiative der SED-Kreisleitung die „Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora“ ihren Betrieb auf. Nach 1989 wurde die Gedenkstätte in vielen Bereichen umgestaltet. Auf der Gedenkplatz erinnern seit 2000 Gedenkplatten an die Opfer. Das Aschegrab hinter dem ehemaligen Krematorium enthält die Überreste von etwa 7.000 Menschen.
Standort des Gedenkzeichens
Kontakt vor Ort
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Kohnsteinweg 20 99734 Nordhausen
Telefon: 03631 49580 E-Mail: sekretariat@dora.de Internet: www.dora.de
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
Für Fragen, Hinweise oder Ergänzungen wenden Sie sich bitte an:
Förderverein Buchenwald
c/o Tourist-Information
Markt 10, 99423 Weimar
03643 747540
info@foerderverein-buchenwald.de
oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Literatur
Le Maner, Yves / Sellier, André: Bilder aus Dora. Zwangsarbeit im Raketentunnel 1943-1945, Bad Münstereifel 2001.
Sellier, André: Zwangsarbeit im Raketentunnel. Geschichte des Lagers Dora, Lüneburg 2000.
Wagner, Jens-Christian: Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, Göttingen 2001.
Wagner, Jens-Christian: Dora, in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 412-415.
Andere Quellen
Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der Gedenkstätte Mittelbau-Dora: https://aussenlager.dora.de/l/de/detail/10