Dernau
Für die Firma J. Gollnow & Sohn mussten ab August 1944 Häftlinge aus dem KZ Buchenwald in Dernau Zwangsarbeit leisten. Sie waren zunächst in Baracken untergebracht, ab Mitte November 1944 unter Tage in Eisenbahntunneln. Im Dezember 1944 wurden die Häftlinge nach Artern verlegt.
Historische Situation
Bezeichnung
Die Tarnbezeichnung des Außenlagers in Dernau lautete „Rebstock“.
Standort
Das Lager befand sich oberhalb der beiden Eisenbahntunnel Trotzenbergtunnel und Kuxbergtunnel in Marienthal bei Dernau im Ahrtal.
Unternehmen
Auftraggeber war die Firma J. Gollnow & Sohn, Stettin. Aus Tarngründen war der Firmensitz in Koblenz angegeben.
Zwangsarbeit
In dem Lager wurde die elekrische Ausstattung der Bodenstations-Fahrzeuge für die V2-Raketen montiert und installiert. Die Häftlinge mussten in Tag- und Nachtschichten von jeweils zwölf Stunden arbeiten.
Gegründet
21. August 1944
Aufgelöst
31. Dezember 1944
Die Arbeit im Lager „Rebstock“ wurde bereits im Oktober 1943 begonnen. Häftlinge aus dem KZ Buchenwald wurden erstmals im August 1944 eingesetzt. Im Dezember 1944 wurde das Lager nach Artern verlegt.
Häftlinge
Männerlager
Maximale Anzahl der Häftlinge
197
Die Angaben zur genauen Anzahl von Häftlingen schwanken. Im Stammlager in Buchenwald wurden 399 Namen registriert. Darunter sind allerdings auch Häftlinge, die von Buchenwald nach Dernau geschickt wurden, dort aber nie ankamen. Berichte ehemaliger Häftlinge nennen die Zahl von 300 Gefangenen. Gesichert ist die Angabe von 197 Häftlingen am 19. September 1944. Sie stammten aus insgesamt zwölf Nationen, überwiegend aus Frankreich, Polen, Italien, der Sowjetunion und Deutschland. Es kam im Lager zu Todesfällen auf Grund von Misshandlungen, Krankheiten und Zwangsarbeit, die genaue Anzahl ist jedoch unklar. Im November und Dezember 1944 wurde das Lager „Rebstock“ mitsamt der Häftlinge nach Artern verlegt und dort kurze Zeit später dem KZ Mittelbau unterstellt.
Unterbringung
Die Häftlinge waren zunächst in Baracken oberhalb der Eingänge der Eisenbahntunnel untergebracht, ab Mitte November 1944 wegen der Bombenangriffe der Alliierten direkt in den Tunneln.
Heutige Situation
Die Tunnel wurden ab Ende der 1950er Jahre als bauliche Grundlage für den Regierungsbunker der Bundesrepublik Deutschland genutzt. Seit 2008 besteht dort die „Dokumentationsstätte Regierungsbunker“, die auch über die Vorgeschichte des Ortes als Außenlager informiert. An der Weinbergsmauer oberhalb der Zaungartenstraße in Dernau ist eine Gedenktafel angebracht: „Zum Gedenken an das Außenlager des KZ Buchenwald 21.8.1944 - 13.12.1944 und allen Opfern des Nationalsozialismus. Den Lebenden zur Mahnung“.
Standort des Gedenkzeichens
Kontakt vor Ort
Dokumentationsstätte Regierungsbunker Am Silberberg 0 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Telefon: 02641 9117053 Internet: regbu.de
Dokumente
Kontakt zum Förderverein Buchenwald
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Literatur
Gückelhorn, Wolfgang: Lager Rebstock. Geheimer Rüstungsbetrieb in Eisenbahntunnels der Eifel für V 2 Bodenanlagen 1943-1944, Aachen 2002.
Janta, Leonhard: Dernau/Marienthal („Rebstock“), in: Benz, Wolfgang / Distel, Barbara: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 3: Sachsenhausen, Buchenwald, München 2006, S. 408ff.
Jungbluth, Uli: Wunderwaffen im KZ „Rebstock“. Zwangsarbeit in Dernau/Rheinland-Pfalz und Artern/Thüringen im Dienste der V-Waffen, Briedel 2000.